Viele zieht es zum Wandern in die Ferne. Ob in die Mittelgebirge, die Alpen oder noch weiter weg – überall gibt es schließlich wunderschöne Wanderwege zu entdecken. Doch auch vor der eigenen Haustür gibt es oft viel zu entdecken. Sogar vor meiner Haustür, im Münsterland, kann ein wenig Fernwander-Feeling aufkommen.

Direkt vor den Toren Münsters liegen die Baumberge und durch sie führt der Ludgerusweg. Auf einer Strecke von 30 Kilometern geht es von Tilbeck über Billerbeck nach Coesfeld. Offiziell ist der Weg in zwei etwa gleich lange Etappe unterteilt, jedoch ist der Weg von seiner Beschaffenheit her nicht allzu anspruchsvoll, sodass man ihn mit durchschnittlicher Fitness auch gut innerhalb eines Tages gehen kann. Der Ludgerusweg ist nach dem Heiligen Ludgerus, dem ersten Bischof Münsters, benannt, der diesen Weg zwischen Münster und Coesfeld genutzt haben soll.

Startpunkt des Weges ist das Tilbecker Mordkreuz, zwischen Tilbeck und Schapdetten, das an einen hier im Jahre 1164 geschehenen Mord erinnert. Direkt hinter dem Kreuz beginnt der Aufstieg auf den Kamm der Baumberge. Wobei „Berge“ und „Kamm“ im Münsterland natürlich relativ ist, denn die höchste Erhebung in den Baumbergen ist der gerade einmal 188 Meter hohe Westerberg.

Weg durch einen dichten, vom Sonnenlicht durchfluteten Wald
Wald in den Baumbergen

Gut das erste Drittel führt der Wanderweg fast ausschließlich durch den Wald. Für mein Empfinden ist dies das schönste Stück des gesamten Weges. Es geht mal etwas hoch, mal etwas runter, mal ist es ein Forstweg, dann wieder ein schmaler Pfad – es fühlt sich fast so an, als ob man in einem Mittelgebirge wie dem Teutoburger Wald unterwegs ist.

Vor Billerbeck geht es dann aus dem Wald heraus und zwischen Feldern entlang. Besonders schön ist die von Obstbäumen gesäumte Allee vor Billerbeck. Und auch wenn der Weg sonst ausgezeichnet beschildert ist, ist die Beschilderung in Billerbeck etwas dürftig. Ich habe dort tatsächlich an mehreren Stellen den Weg suchen müssen. Eine Karte mit der Wegführung dabei zu haben kann jedenfalls nicht schaden. Dafür lädt die Berkelaue in Billerbeck zu einer Pause ein, schließlich ist hier ungefähr die Hälfte des Weges geschafft.

Von hohen Obstbäumen gesäumter Weg zwischen Feldern
Obstbaumallee bei Billerbeck

Nachdem die Berkelaue hinter einem liegt, folgt der meiner Meinung nach langweiligste Abschnitt des Weges. Es geht durch ein Wohngebiet und über deutlich zu viele befestigte Wege, erst mit dem Überqueren des Mühlenbachs wird der Weg wieder wanderfreundlicher. Er führt ab jetzt vor allem auf Feldwegen zwischen Feldern entlang und über den einen oder anderen Hügel.

An der Benediktinerabtei Gerleve vorbei führt der Ludgerusweg bis in die Innenstadt von Coesfeld. Auch die zweite Hälfte des Wanderwegs ist überwiegend schön gelegen und angenehm zu gehen. Bei warmem Wetter, so wie ich es bei meiner Wanderung hatte, sehnt man sich jedoch zurück in den Wald vom Anfang der Wanderung, denn mitunter gibt es lange Passagen ohne jeden Schatten.

Ein Feldweg zwischen einigen Bäumen und einer Scheune
Eine Scheune am Wegesrand

Insgesamt war ich positiv überrascht vom Ludgerusweg. Der Weg führt durch eine landschaftlich schöne Gegend und es gibt unterwegs den einen oder anderen schönen Ausblick zu genießen. Weit ab von allem und mutterseelenallein in der Natur ist man zwar nie so richtig, aber dafür ist das Münsterland nun mal einfach zu dicht besiedelt. Immerhin, beim Anlegen des Weges hat man sich große Mühe gegeben, lange Asphaltstrecken zu vermeiden und einen möglichst naturnahen Wegverlauf gewählt.

GPS-Track