Meine erste Fernwanderung über mehrere Tage habe ich 2016 in der Eifel unternommen. Zuerst bin ich zwei Etappen dem bekannten Eifelsteig gelaufen, dann jedoch auf den nicht ganz so bekannten Wildnis-Trail gewechselt.

Tag 1: Auf dem Eifelsteig von Aachen-Brand nach Roetgen

Der Start meiner ersten großen Wanderung hätte (zumindest was das Wetter betrifft) schlechter kaum sein können. An diesem Vormittag im Mai 2016 hat es geregnet – und das nicht zu knapp. Startpunkt meiner Wanderung war der ehemalige Bahnhof der Vennbahn in Aachen-Brand. Auf der Trasse der ehemaligen Vennbahn, die heute als Radweg ausgebaut ist, bin ich zunächst bis zum eigentlichen Startpunkt des Eifelsteigs in Kornelimünster gelaufen. Landschaftlich wäre es vermutlich ganz schön gewesen, wäre nur das Wetter besser gewesen.

Im Nachhinein würde ich diesen „Zubringerweg“ übrigens eher nicht empfehlen. Der Weg ist durchgehend asphaltiert, also zum Wandern nur bedingt geeignet. Und bei gutem Wetter läuft man vermutlich Gefahr, bei den Radfahrern unter die Räder zu kommen.

Von Kornelimünster aus bin ich dann auf dem Eifelsteig in Richtung Roetgen gegangen. Auch hier blieb der Regen mein ständiger Begleiter. Unterwegs konnte ich erahnen, wie schön das Wandern auf dem Eifelsteig sein kann – wenn nur das Wetter etwas besser wäre. Eine gewisse Niedergeschlagenheit hat sich nach einigen Stunden im Regen dann eingestellt. Die Lust an der Wanderung schwand immer weiter.

Plankenweg durch das Naturschutzgebiet Struffelt
Im Regen durch das Naturschutzgebiet Struffelt kurz vor Roetgen

Als ich schließlich in Roetgen ankam, war ich trotz Regenkleidung ziemlich durchnässt und ausgekühlt. In der Pension habe ich mich lange unter die heiße Dusche stellen müssen, um wieder warm zu werden. Danach aber kam die Erkenntnis: Viel „schlimmer“ kann es jetzt eigentlich nicht mehr werden – und hey, die ersten 22 Kilometer habe ich für die Umstände doch ganz gut geschafft.

Tag 2: Auf dem Eifelsteig von Roetgen nach Monschau

Die zweite Etappe meiner Wanderung hat mich weiter auf dem Eifelsteig von Roetgen nach Monschau geführt. Im Vergleich zum Vortag war das Wetter angenehmer. Es war zwar durchgehend bewölkt und anfangs auch recht kühl und feucht, dafür aber immerhin kein stundenlanger Regen.

Der Weg führte mal über schmale Pfade, dann wieder über breite Forstwege und -straßen hinein nach Belgien. Eine Zeit lang läuft man sogar auf der Grenze entlang, was gut an den Grenzsteinen zu erkennen ist.

Eine Besonderheit dieser Etappe ist das Hohe Venn, eine große Moorlandschaft auf der Grenze zwischen Deutschland und Belgien. Die offizielle Wegführung des Eifelsteigs geht davon aus, dass man das Moor auf dem direkten Weg (= auf einer breiten, schnurgeraden Asphaltstraße) durchquert. Das war mir allerdings zu langweilig, denn von der Moorlandschaft sieht man so ziemlich wenig. Viel schöner war da der von mir gewählte kleine Abstecher über Plankenwege mitten durch das Moor. Einzig bei zu hoher Brandgefahr darf dieser Weg nicht begangen werden.

Plankenweg durch das Hohe Venn
Wieder ein Plankenweg – Abstecher mitten durch das Hohe Venn

Tag 3: Auf dem Wildnis-Trail von Monschau nach Einruhr

In Monschau bin ich dann vom Eifelsteig auf den Wildnis-Trail gewechselt. Beide Wanderwege haben auf dieser Etappe denselben Zielort, die Wegführung ist jedoch unterschiedlich. Der Eifelsteig führt durch das Rurtal, während der Wildnis-Trail weiter südlich verläuft.

Die Wegführung des Wildnis-Trails war gemischt: Teilweise verläuft der Weg über schmale Pfade und schöne Wanderwege, es gibt aber auch lange Abschnitte auf Forststraßen. Und genau diese sind mir von dieser Etappe deutlich in Erinnerung geblieben. Um es kurz zu machen: Die Etappe war landschaftlich ganz nett, aber hatte so ihre Längen.

Bach im Tal hinter Monschau-Höfen
Ein schönes Tal hinter Monschau-Höfen; nicht im Bild ist die breite Forststraße, auf der man durch das Tal läuft

Würde ich den Weg noch einmal gehen, würde ich mich vermutlich eher für die Eifelsteig-Variante entscheiden, da diese laut diverser Berichte im Internet (die ich leider erst später gelesen habe) deutlich schöner sein soll.

Tag 4: Auf dem Wildnis-Trail von Einruhr nach Gemünd

War der Anfang meiner Wanderung noch ziemlich verregnet, so war diese Etappe das komplette Gegenteil: Quasi über Nacht war es sommerlich und vor allem warm geworden. Und so bin ich schon morgens bei strahlendem Sonnenschein in Einruhr gestartet.

Bei dieser Etappe ist die Wegführung von Eifelsteig und Wildnis-Trail identisch. Beide Wege führen über schönste Wanderpfade durch die malerische Eifellandschaft.

Ein großer See zwischen Hügeln, rundherum bewachsen mit Bäumen
Schöner Ausblick auf den Obersee hinter Einruhr

Von Einruhr aus wandert man am Obersee und an der Urft entlang und hat dabei immer wieder schöne Ausblicke über die Landschaft. Nach einiger Zeit erreicht man die Dreiborner Hochfläche und passiert dort die Überreste des ehemaligen Dorfs Wollseifen. Der Wanderweg führt weiter zur Burg Vogelsang und von dort aus nach Gemünd.

Rückblickend würde ich sagen, dass dies wohl die schönste Etappe meiner Wanderung gewesen ist. Sowohl das erstklassige Wetter als auch die herrlichen Wanderwege und die schöne Landschaft haben mir sehr gefallen.

Tag 5: Auf dem Wildnis-Trail von Gemünd nach Heimbach

In Gemünd trennt sich der Wildnis-Trail wieder vom Eifelsteig. Auf einer Mischung aus Forstwegen und Wanderpfaden führt der Wildnis-Trail in Richtung Norden, nach Heimbach.

Diese Etappe führt größtenteils durch die Wälder des Kermeter. Vor allem hat mich auf dieser Etappe die Einsamkeit beeindruckt. Ich habe während des ganzen Tages (außer im Ort Wolfgarten und an der Abtei Mariawald) gar keine anderen Wanderer oder überhaupt andere Menschen getroffen.

Schmaler Wanderweg im dichten Wald
Einsamer Waldweg kurz vor der Abtei Mariawald

Ein kleiner Höhepunkt auf dieser Etappe ist die Abtei Mariawald, an welcher der Wildnis-Trail vorbeiführt. Das Kloster der Trappisten lädt zu einer Pause ein. Auf meiner Wanderung konnte ich hier glücklicherweise vor einem heftigen Regenschauer Schutz suchen und auch ein Gebet der Mönche miterleben. Leider wurde das Kloster 2018 geschlossen.

Tag 6: Auf dem Wildnis-Trail von Heimbach nach Zerkall und weiter nach Nideggen

Die letzte Etappe meiner Wanderung hat mich schließlich von Heimbach nach Zerkall geführt. Tatsächlich habe ich diese Etappe nicht als besonders schön in Erinnerung. Lange Abschnitte des Weges führen über breite Forstwege und -straßen, besonders spannend war das leider nicht. Die vorherigen Etappen waren jedenfalls deutlich schöner und angenehmer zu gehen.

Feldweg über eine hügelige Wiese
Der Wildnis-Trail beim Ort Schmidt

Der Wildnis-Trail endet in Zerkall am Infopunkt des Nationalparks. Ich habe meine Wanderung dort jedoch noch nicht beendet, sondern bin noch etwas weiter gewandert: Überquert man die Rur und begibt sich in den Wald zwischen Zerkall und Nideggen, so kann man dort noch etwas auf naturnahen Wegen wandern und dabei zahlreiche Felsformationen bestaunen. Außerdem hat man einige herrliche Ausblicke in die Umgebung. Dieser letzte Wegabschnitt war dann wirklich noch einmal ein kleiner Höhepunkt und ein gelungener Abschluss für meine erste Fernwanderung.

GPS-Tracks